Künstliche Intelligenz kann nicht an Burnout erkranken. Wir, im Kampf gegen sie, schon.

Künstliche Intelligenz kann nicht an Burnout erkranken. Wir, im Kampf gegen sie, schon.

„Mama, die Sonne scheint“, ruft meine Tochter mir zu und rennt mit unserer Hündin nach draußen in den Garten. Seit es hier die letzten Tage permanent geregnet hat, freuen wir uns über jeden Sonnenstrahl auf der Haut. Ich setze mich raus, in der Hoffnung, etwas Vitamin-D zu bilden, und gönne mir ein bisschen Handyzeit. Auf Instagram möchte ich mir einige Storys meiner Lieblingsaccounts anschauen. Während ich im Feed scrolle, stolpere ich über ein Video einer mir unbekannten jungen Frau. Sie kommt sofort auf den Punkt und erklärt, dass das, was ich gerade sehe, eine Illusion ist. Ich schaue genauer hin. Welche Illusion, frage ich mich, das Video sieht ganz normal aus. Ich höre weiter und mir wird in Sekundenschnelle ganz übel. Das gesamte Video wurde von einer künstlichen Intelligenz erstellt. Sie möchte aufklären, was bereits möglich ist. Ihr gruselt es schon vor der anklopfenden Zukunft, der Macht der neuen Instrumente und was sie mit unserem Alltag und der Realität alles machen werden.

Ich schlucke. Die letzten Jahre meiner Selbstständigkeit stoßen mir sauer auf. Genau aus diesem Grund habe ich meinen alten Job an den Nagel gehängt. Auch wenn diese technische Entwicklung von mir alleine nicht gestoppt werden kann, so will ich nicht mehr ein Teil davon sein. „Wo ist das Problem?“, würde ein Außenstehender fragen. Ist es nicht spannend, solch neue Entwicklungen zu erleben?

Die Regeln auf Social Media und in den Suchmaschinen sind klar festgelegt. Spielt man nicht mit, fliegt man raus. Das Internet lebt von Inhalten, sonst macht es ja gar keinen Sinn. Wer seit Jahren selbst Inhalte für das Internet bzw. Suchende erstellt, spürt diese Zwangsjacke immer stärker. Von Jahr zu Jahr wird es herausfordernder, sichtbar zu bleiben, selbst mit lustigen Katzenvideos. Fehlt einem die Sichtbarkeit, verdient man kein Geld mehr und man kann sich arbeitslos melden. Und was hat jetzt die künstliche Intelligenz damit zu tun? Alles wird austauschbar, alles ist möglich und das in einem Bruchteil der Zeit, die sonst nötig war für die Erstellung guter Inhalte. Alle, die leidenschaftlich gerne ihre Arbeit als Content Creator gemacht haben, bekommen nicht nur eine starke Konkurrenz, nein, sie müssen nun mit der Flut an neuen Inhalten mithalten. Künstliche Intelligenz kann das per Knopfdruck, in wenigen Sekunden und ohne Pause. Wir Menschen, wir können das nicht.

Kopfschüttelnd lege mein Handy zur Seite und schaue hoch. Es klingt einfach nach Science-Fiction. Ich sehe, wie meine Tochter unserer Hündin ‚Männchen‘ beibringt, mit selbstgebackenen Hundeplätzchen macht das besonders viel Spaß. Für einen kurzen Moment lächele ich vor mich hin und bin froh über die kleine Ablenkung. Dann aber kaue ich doch wieder nervös auf der Lippe herum und denke nach. Es fühlt sich einfach so krass an. Mein Leben steht gerade auf dem Kopf. Seit ich nach vierzehn Jahren mit meinem Nachhaltigkeitsblog aufgehört habe, weine und zweifle ich jeden Tag. Und nicht nur ich bin betroffen, so viele Branchen und Berufe sind gerade am Zerbrechen. Mein Entschluss, mit dem Job aufzuhören, fühlt sich für mich trotzdem richtig an. Lieber suche ich mir etwas anderes, als von Algorithmen und KI’s vorgeschrieben zu bekommen, was ich als Nächstes tun soll. Ich habe es satt, mich so verbiegen zu müssen.

Ich gehe auf meinen Instagram-Account und schaue mir den Beschreibungstext an. Innerlich nicke ich, während ich die Zeilen lese. Ich möchte nicht schneller, lauter und erfolgreicher sein, denn das hat seinen Preis und dieser ist mir zu hoch. Ob Algorithmen oder künstliche Intelligenzen - sie können nicht an Burnout erkranken, so wie all diejenigen, die gegen sie ankämpfen müssen. Paradoxerweise haben wir, Menschen, sie erfunden. Mein Bauchgefühl sagt mir: Lieber bleibe ich mir treu, schreibe gefühlvollen Slowcontent für Menschen, die sich wirklich dafür interessieren und mich per Zufall entdecken. Wer überzeugt von meiner Arbeit ist und meine Artikel liebt, wird mich von sich aus an Freunde und Bekannte empfehlen. Es ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl, zu wissen, dass Menschen jeden Sonntag auf meine Artikel warten. Mag sein, dass es deutlich weniger sind, aber dafür ist hier auf dem Blog alles ECHT.

Autorin: Lisa Marie Albrecht
Datum: 31.03.2024

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Manchmal sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich will doch alles richtig machen. Dabei vergesse ich, an meine Bedürfnisse zu denken. Das Leben ist kein Wünsch-Dir-Was. Habe ich gehört. Diesen Moment mit meiner Familie werde ich bis zum letzten Tag in meinem Herzen tragen. Ich weiß noch nicht, wohin die Reise geht. Aber sie hat begonnen. Ich fühlte mich schon immer anders, aber an diesem Tag ganz besonders.