Das Leben ist kein Wünsch-Dir-Was. Habe ich gehört.

Das Leben ist kein Wünsch-Dir-Was. Habe ich gehört.

„Das Leben ist kein Wünsch-Dir-Was“, höre ich eine Mutter im Bus sagen. Ihre Tochter setzt an, um zu widersprechen, entscheidet sich aber dagegen. Dann sitzen sie schweigend nebeneinander und starren aus dem Fenster.

Ich kann nicht anders und drehe mich zu den beiden um, als ich das Gespräch mitbekomme. Es ist nicht das erste Mal, dass ich diesen Satz höre. Ein Erinnerungsfetzen fliegt mir ins Bewusstsein. „Das Leben ist kein Wünsch-Dir-Was, die Prüfung schaffen nur ganz wenige“, hörte ich einen Berufsberater zu meinem 15-jährigen Ich sagen. Ich wollte auf eine weiterführende Schule gehen und mein Fachabitur machen, aber das war nur nach einem künstlerischen Eignungstest möglich. Auf dem Nachhauseweg hallten die Worte des Berufsberaters in meinem Kopf nach. Ich kämpfte gegen die Tränen. Es fühlte sich so an, als ob mein Traum geplatzt wäre, obwohl ich noch gar nichts gewagt hatte. Große Zweifel waren meine täglichen Begleiter und trieben das Selbstbewusstsein in den Minusbereich der Gefühlsskala.

Wie oft wird die Handbremse im Leben angezogen, noch bevor der Wagen überhaupt ins Rollen kommt? Hoffnungen und Wünsche werden im Keim erstickt, bevor sie das Licht der Welt erblicken. Ist es nicht die Aufgabe des Berufsberaters gewesen, meine Talente zu entdecken? Zu erfahren, dass ich bereits zeichne, seit ich einen Stift halten kann? Mir Mut zuzusprechen, diese Prüfung einfach zu versuchen? Jeder Sportler, jeder Musiker, jeder Kreative weiß, dass die Angst blockiert. Zum Glück hatte ich eine einfühlsame Kunstlehrerin, die mich einige Monate später aufbaute und mir Mut machte. „So ein Quatsch, höre nur auf dich selbst“, sagte sie und erzählte mir, wie schwierig ihr Lebensweg war. Das tat mir richtig gut. Ach übrigens, den Eignungstest habe ich bestanden.

Ich muss mir jedoch auch an die eigene Nase fassen. Kommt mir etwas fremd vor oder ist ein Weg steiniger als sonst, bin ich auf der Hut. Diese Energie gebe ich, ohne es zu wollen, an meine Umgebung weiter. Meine Erfahrungen sind gut und wichtig. Sie helfen mir, Fehler zu vermeiden, gleichzeitig können sie aber dem Gegenüber den nötigen Kampfgeist und die Motivation nehmen. Wir vergessen leider viel zu oft, dass es eigene Erfahrungen sind, die wir auf unserem persönlichen Weg sammeln. Würde das Mädchen im Bus den Eignungstest machen, kann ich ihr nichts versprechen. Es kann sein, dass sie durchfällt. Aber diese Erfahrung möchte ich ihr nicht nehmen, denn sie kann sehr wichtig für ihren weiteren Lebensweg sein.

„Das Leben ist kein Wünsch-Dir-Was“ klingt für mich so abgeklärt, mit einer Prise Resignation. War der Berufsberater frustriert oder unzufrieden? Wollte er selbst vielleicht einen anderen Weg einschlagen, nur hat es nicht geklappt? Jetzt überträgt er seine Niederlage auf andere, indem er sie davor schützt. Er handelt wohlwollend aus seinem Inneren heraus und vergisst, dass es nicht um ihn geht.

Das Gegenüber ist ein anderer Mensch, mit anderen Fähigkeiten, Prägungen und Empfindungen. Wie gerne würde ich meiner Tochter einerseits viele unangenehme Erfahrungen im Leben ersparen. Doch andererseits, genau diese machten mich stärker, lehrten mich, dranzubleiben und trotz allen Hindernissen an mich zu glauben. „Das Leben IST EIN Wünsch-Dir-Was“, flüstere ich, in der Hoffnung, dass mich das Mädchen im Bus hören kann. Wir brauchen unsere Wünsche, die uns eine Richtung aufzeigen und den nötigen Kraftstoff für das Leben liefern. Niemand sagt, dass der Weg leicht wird. Doch je schwieriger er ist, umso besser fühlt sich dann das Erreichen des Ziels an. Packen wir es an!

Autorin: Lisa Marie Albrecht
Datum: 13.03.2024

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Künstliche Intelligenz kann nicht an Burnout erkranken. Wir, im Kampf gegen sie, schon. Manchmal sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich will doch alles richtig machen. Dabei vergesse ich, an meine Bedürfnisse zu denken. Diesen Moment mit meiner Familie werde ich bis zum letzten Tag in meinem Herzen tragen. Ich weiß noch nicht, wohin die Reise geht. Aber sie hat begonnen. Ich fühlte mich schon immer anders, aber an diesem Tag ganz besonders.