Diesen Moment mit meiner Familie werde ich bis zum letzten Tag in meinem Herzen tragen.

Diesen Moment mit meiner Familie werde ich bis zum letzten Tag in meinem Herzen tragen.

„Mama, da sind Eisblumen!”, ruft meine Tochter begeistert und reißt mich aus dem Dämmerschlaf. Ich bin wohl wieder eingenickt. Das helle Morgenlicht durchdringt unsere vier Quadratmeter im Camper und ich kneife die Augen zusammen. „Ich sehe sie nicht”, murmele ich und taste nach der Brille, die in einer Seitentasche steckt. „Wie schön”, ergänze ich, als ich die filigranen Formen bewundere. Neugierig fällt mein Blick auf das Thermometer. Fünf Grad! „Nachts war es sicher unter Null”, vermute ich. Wir haben die Heizung über Nacht nicht laufen lassen und uns in einen großen Familienschlafsack gepackt. Und das war das Beste, was wir machen konnten.

Nachts lag ich wach und konnte nicht einschlafen. Vor Glück und Dankbarkeit leuchtete mein Körper beinahe. Ich fühlte mich so tief geborgen mit meinem Mann auf der linken und meiner Tochter auf der rechten Seite. Ich mutierte zu einer Ablage für Beinen und Armen, die mich wie in einem Kokon umschlangen und wärmten.

Da ist es, dachte ich mir. Das ist das wahre Glück. Mit keinem Geld lässt es sich erkaufen, schon gar nicht mit Gewalt erzwingen. Konsum ist das, was glücklich macht, zumindest laut Werbung. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln. Ich lag in der Kälte auf einem selbstgebauten Bett mit einer ziemlich harten Matratze. Es war eng, es war manchmal kompliziert im Bus, aber es macht mich glücklich.

Manchmal ist das Glück näher bei uns, als wir denken. Wir übersehen es nur, beschäftigt mit Dingen, die für das Glücklichsein total unwichtig sind. Werden wir uns später an Luxusbetten, teuere Autos oder besonders angesagte Kleidung erinnern? Wohl kaum. Aber diesen Moment mit meiner Familie werde bis zum letzten Tag in meinem Herzen tragen. Und meine Tochter wird ihren Enkelkindern vielleicht eines Tages erzählen, wie sie, zusammengekuschelt im Winter mit ihren Eltern, eine Nacht im Camper verbracht hat. Ihre Augen werden diesen besonderen Ausdruck bekommen und sie wird selbst nach so vielen Jahren immer noch dieses Glücksgefühl verspüren.

Wir brauchen so viel weniger, als wir denken. Öffnet man bewusst die Augen, zeigt sich das Glück schneller, als man denkt. Am Anfang ist es auch ein bisschen eine Übungssache.

Autorin: Lisa Marie Albrecht
Datum: 10.03.2024

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Künstliche Intelligenz kann nicht an Burnout erkranken. Wir, im Kampf gegen sie, schon. Manchmal sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich will doch alles richtig machen. Dabei vergesse ich, an meine Bedürfnisse zu denken. Das Leben ist kein Wünsch-Dir-Was. Habe ich gehört. Ich weiß noch nicht, wohin die Reise geht. Aber sie hat begonnen. Ich fühlte mich schon immer anders, aber an diesem Tag ganz besonders.